Freitag, 26. Juni 2009

22.6.2009 - 26.6.2009

Ich weiß nicht wirklich eine Überschrift für diesen Eintrag, da das Thema auch nicht wirklich einfach für mich ist.

Montag hatte ich wieder das Auto und bin also mit Jacoby nach Los Gatos gefahren und wir sind dort ein bisschen rumgelaufen. Als wir dann mittags wieder zu Hause waren und Jacoby ein bisschen vor sich hingespielt hat, kam ein Anruf von meinem Vater.
Er hat mir gesagt, dass am Morgen meine Großmutter verstorben ist. Sie war im Krankenhaus, aber so plötzlich hat niemand damit gerechnet!
Für mich war es ein riesen Schock. Ist es immer noch. Ich konnte nicht glauben was er gesagt hat. Er hat mir erzählt was an dem Tag passiert ist, wobei ich darauf hier nicht näher eingehen möchte.
Wir haben lange telefoniert und ich habe die ganze Zeit geweint, aber dennoch versucht es nicht zu stark zu zeigen, da ich gemerkt habe, wie fertig er war. Jacoby hat während der ganzen Zeit fröhlich um mich herumgespielt und das hat alles noch unglaublicher gemacht.
Als das Telefonat vorbei war konnte ich nicht mehr an mich halten und musste alle Gefühle rauslassen. Es ist einfach zu heftig. Immer noch. Jacoby hat nicht wirklich verstanden, warum ich in der Küche steh und weine, aber er hat gemerkt, dass es mir nicht gut geht und kam an und hat sich an mich gelehnt und mein Bein umklammert. Es war dann auch Jacobys Bettzeit und ich hab ihn hochgebracht, damit er seinen nap halten kann. Die ganze Zeit gingen mir tausend Gedanken wirr durch den Kopf. Als er dann geschlafen hat habe ich mit Mama telefoniert und sie hat mir bestätigt, dass es nichts bringt, wenn ich jetzt nach Deutschland fliege. Ich habe kurz darüber nachgedacht, aber ich denke, ich kann auch von hier aus an Großmutter denken. Ich weiß immer noch nicht, ob es die richtige Entscheidung war, aber ich kann auch nicht sagen, dass es 100%ig die falsche Entscheidung war.
Ich weiß nicht mehr wirklich, wie ich den Montag überstanden habe. Es war alles noch sehr unreal. Ich bin abends zu meiner class gefahren, hab da mitgemacht und versucht mir die Sachen zu merken und nachdem ich dann wieder zu Hause war bin ich in mein Zimmer gegangen. Ich konnte noch nicht mit Tim und Suzanne drüber reden.

In meinem Zimmer kamen dann alle Gedanken wieder, die ich während des Unterrichts einigermaßen ausgeblockt hatte und es ging mir nicht wirklich gut.

Irgendwann bin ich eingeschlafen. War aber am nächsten Morgen um 5am wieder wach.
Der Dienstag lief auch irgendwie an mir vorbei. Papa hat wieder angerufen, mir erzählt was alle gemacht wurde, wie die Verabschiedung war etc. Ich habe gemerkt, dass wenn ich mit Jacoby spiele und meine Gedanken ganz dabei sind, ich nicht wirklich an Großmutter denken muss. Es war immer im Hinterkopf, aber ich konnte damit umgehen. Abends war ich auch wieder bei meiner class und bin danach dann noch zu Starbucks gefahren. Die Ablenkung hat mirgeholfen. Als ich dann allerdings wieder in meinem Zimmer war, war die Traurigkeit wieder da.

Mittwoch hatte ich frei, hab mit meiner Schwester geskyped, mit Papa telefoniert, mit Papas Tante aus NC telefoniert und Gisela hat auch angerufen. Ich habe viel geredet, viel darüber nachgedacht, die Todesanzeige gesehen und es war immer ein Wechsel von "es ist wirklich passiert" zu " das kann nicht wahr sein, hier hat sich doch nichts verändert". Sehr komisch. Am Mittwoch habe ich mich aber zum ersten Mal nicht mehr so unendlich allein gefühlt wie an den beiden Tagen vorher. Ich habe dann nachmittags auch endlich Suzanne erzählt was passiert ist. Noch bevor ich wirklich angefangen hatte zu reden liefen schon die Tränen und Suzanne war glaube ich etwas geschockt. Sie hat mich gleich gefragt, ob ich nach Deutschland fliegen möchte, oder zu Papas Tante nach NC, damit ich Familie um mich herum habe. Aber da die Beerdigung schon am Donnerstag war, hätte das nicht mehr geklappt und ich hatte mich ja schon entschlossen nicht zu fliegen.
Ich bin dann abends zu meiner class, hab mein erstes Examen geschrieben und war dort nach 45 min schon wieder draußen.
Als ich nach Hause gekommen bin und Jacoby dann irgendwann im Bett war meinten Tim und Suzanne, dass sie sich überlegt haben, dass wenn ich meine Tante besuchen möchte, ich das jederzeit machen kann. Wann immer ich will, ohne dafür Urlaub zu nehmen. Außerdem wollte Suzanne wissen, was meine Großmutter gerne gegessen hat, welche Blumen sie mochte etc, damit wir das hier dann mal kochen können, bzw evtl eine Blume pflanzen in Gedenken an sie.

Gestern war dann um 2pm deutscher Zeit die Beerdigung. Also bei mir morgens um 5am. Ich habe da noch geschlafen. Als ich aufgewacht bin war da das komische Gefühl, dass die Beerdigung schon vorbei ist. Und wieder hat sich hier gar nichts verändert.

Es fühlt sich so falsch an, dass ich während des Tages die Gedanken mehr oder weniger ausblenden kann. Ich fühle mich so schlecht. Aber ich kann da nichts gegen machen. Erst wenn ich dann abends in meinem Zimmer stehe, die Postkarten von Großmutter sehe, dann kommt alles wieder hoch.

Heute war eigentlich ein ganz guter Tag. Jacoby hat die ganze Zeit versucht mich zu beißen und mich auch bis zu seinem nap in den Wahnsinn getrieben, aber es hat mich abgelenkt. Ich hab, wie in den ganzen letzten Tagen schon, wieder mit Papa telefoniert und habe zusammen mit Jacoby einen kleinen nap gemacht. Ich war einfach zu fertig von den letzten Nächten, die alle gegen 5am unterbrochen wurden.

Jetzt ist der Freitag schon wieder um und ich werde mal sehen, was ich am Wochenende mache. Morgen skype ich mit Papa, dann frag ich mal ob ich über das alles schreiben kann und er schickt mir auch Bilder von der Beerdigung.

Was für mich am schwersten ist, ist zu realisieren, dass das alles wirklich passiert ist. Das schlimmste sind die Gedanken an meine Rückkehr nach Deutschland, wenn ich dann zum ersten Mal wieder in das Haus komme etc. Wenn ich daran denke geht bei mir gar nichts mehr :(

Franzi

6 Kommentare:

  1. Liebe Franziska,

    Ich wuensche dir ganz viel Kraft in dieser schwierigen Zeit! Ich weiss wie schwer es ist, wenn man soweit von zuhause weg ist und hoffe, dass es dir bald wieder besser geht. Gut, dass deine Gasteltern soviel Verstaendnis haben und fuer dich da sind!

    Viele Gruesse, Nadine

    AntwortenLöschen
  2. Oh Gott, das tut mir so leid!
    Ich kann gut verstehen wie es dir geht, meine Omi ist vor 1,5 Jahren auch ganz plötzlich gestorben. Ich war zwar nicht tausende km weg von zu Hause, aber trotzdem kann ich gut nachvollziehen wie es dir geht.
    Schön dass deine Gasteltern so für dich da sind! Ich hoffe dir gehts bald besser.
    Ganz liebe Grüße
    Sina

    AntwortenLöschen
  3. Ach Franze, das tut mir sau leid für dich! Fühl dich einfach mal ganz dolle gedrückt! Finde das voll süß, dass deine HM ne Blume für deine Omi pflanzen will! Finde es gut, dass du in den Staaten bleibst, bist ja bei deiner HF gut aufgehoben!
    Wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit,
    Madita

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Franziska,
    ich weiß genau wie du dich fühlst! Im Herbst ist ein Onkel von mir gestorben, vor 2 Monaten ein weiterer Onkel...er war der einzige Bruder meines Vaters und es ging ihm sowas von beschissen. Ich fühlte mich so hilflos hier und dachte, es wäre egoistisch von mir, hier zu bleiben. Momentan sind meine Großeltern beide sehr krank und ich weiß nciht, wie es da weiter gehen soll...

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächsten Wochen!
    Katharina

    AntwortenLöschen
  5. Fühl dich ganz fest gedrückt! Ich wünsch dir ganz viel Kraft und ich denke auf deine Gastfamilie kannst du dich da voll und ganz verlassen.
    Ich denk an dich,
    Michelle

    AntwortenLöschen
  6. I'm sorry for you!!! :(((( ..

    AntwortenLöschen